Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Als ich über die heutige Lesung nachgedacht habe, erinnerte ich mich daran, wie es war, als ich am Beginn meines priesterlichen Weges stand. Ich habe damals viel Zeit für die weltlichen Dinge aufgewendet. Eines Tages aber wurde die Stimme in meinem Kopf immer lauter, die mich fragte: „Was ist das Ziel meines Lebens? Wo liegt meine Berufung?“ An dieser Stelle habe ich unter anderem auch diesen Abschnitt aus dem Buch Jesaja gelesen. Das Wort Gottes hat mich ermutigt: „Hört auf mich, ihr Inseln, merkt auf, ihr Völker in der Ferne! Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen; als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt.“ Diese Worte haben mich sehr berührt und ich habe viel Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken. Gott hat jeden von uns schon vor unserer Geburt berufen und ruft uns bei unserem Namen. Er liebt uns und ruft uns alle in seine Nachfolge.

So denke ich, dass es jetzt auch für uns an der Zeit ist innezuhalten, zurückzuschauen und zu fragen: „Wo stehe ich gerade und wohin laufe ich? Was ist das eigentlich Wichtige in meinem Leben? Was ist meine Berufung?“ Die momentane Situation, so furchtbar und chaotisch sie auch ist, schenkt uns doch auch etwas Wertvolles: Nämlich stille Zeit. Zeit zum Hören auf die innere Stimme, kostbare Zeit die wir Gott schenken können und die wir unserer Familie und unseren Mitmenschen schenken können. Natürlich bleiben das Leid und die Not, die wir gerade durchmachen, auch immer präsent und belastet uns. Doch gerade im Kreuz dürfen wir auf Gottes liebende Zusage vertrauen, dass wir von ihm berufen sind und er unseren Namen schon kannte, als wir noch nicht einmal geboren waren. Er wird uns jetzt auch in dieser Situation besonders mit seinem Hl. Geist stärken und durchtragen. Ich wünsche euch/Ihnen einen wunderschönen Tag, bleiben Sie bitte zu Hause und vor allem bleiben Sie gesund!

Herr, ich suche Zuflucht bei dir.
Lass mich doch niemals scheitern!
Reiß mich heraus und rette mich in deiner Gerechtigkeit,
wende dein Ohr mir zu und hilf mir!

Herr, mein Gott, du bist ja meine Zuversicht,
meine Hoffnung von Jugend auf.
Vom Mutterleib an stütze ich mich auf dich,
vom Mutterschoß an bist du mein Beschützer;
dir gilt mein Lobpreis allezeit.