Es ist für mich die Zeit gekommen, mich nach mehr als 24 Dienstjahren als Priester und Seelsorger zurückzuziehen und eine Auszeit zu nehmen. Im Januar 2025 nehme ich Abschied von München.
Mit Genehmigung meines Oberen darf ich mich vom Februar bis August 2025 in meiner Heimat Indonesien aufhalten. Ich will dahin gehen, wo meine priesterliche Berufung angefangen hat. Ich werde diese Zeit auch nützen, um bei meiner Familie und vor allem bei meiner alt und krank gewordenen Mutter zu sein. Eine so lange Zeitspanne wird mir in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr möglich sein. Aber ich lege alles in Gottes Hand. Seit sieben Jahren bin ich in München und ich bin Gott dankbar für die vielen Begegnungen und Dienste und für die Menschen, die er mir anvertraut hat. Ich blicke gerne auf diese Jahre zurück, die wie im Flug vergangen sind. Wenn ich gehe, gehe ich nicht mit Enttäuschung im Herzen, sondern mit Dankbarkeit. Diese sieben Jahre haben mir vieles gegeben. Alles, was ich hier erlebt und erfahren habe, hat dazu beigetragen, dass ich so geworden bin, wie ich heute bin. Zugleich weiß ich, dass ich noch nicht am Ende bin mit meiner Kraft. Ich spüre noch viel Energie in mir. Ich habe noch Träume und Visionen, die ich gerne verwirklichen möchte, solange Gott es mir erlaubt. Aber bevor ich mich neuen Herausforderungen stelle und mich auf neue Menschen und Aufgaben einlasse, ist es mir wichtig, dass ich nichts überstürze, sondern erst einmal eine Auszeit nehme, um Orte aufzusuchen, von denen ich glaube, dort zur Ruhe zu kommen, neue Kraft zu tanken, und bei mir anzukommen, wo ich mit Gott in Beziehung treten, bei ihm verweilen und diese Beziehung erneuern kann.
Mit diesem Schreiben möchte ich mich bei allen Menschen in unseren beiden Gemeinden herzlich bedanken für die freundliche Aufnahme im Dezember 2017, für die vielen guten Augenblicke, mit denen sie mich beschenkt haben, für die gute und intensive Zusammenarbeit in vielen verschiedenen Gremien und Gruppierungen. Damals habe ich bei Null angefangen. Ich fühlte mich ein bisschen ins kalte Wasser geworfen. Pfarrer in einer deutschen Gemeinde zu sein, war nie mein Traumberuf. Ich wurde von meinem Oberen gefragt und gebeten, die Pfarrstelle in München zu übernehmen. Nachdem ich vorher schon dreimal „Nein“ gesagt hatte, plagte mich mein Gewissen. Ich ging in mich und dachte: „Devis, Du kannst nicht immer „Nein“ sagen. Gib dir einen Ruck und sag „Ja“. Die pastorale Not, die durch den Tod meines Vorgängers, Pfarrer Bernard Guhs SVD entstanden ist, hat mich dazu gebracht, meine Entscheidung zu überdenken und „Ja“ zu sagen. Nach zwei Jahren bedankte ich mich bei meinem Oberen für das Vertrauen, das er mir geschenkt hatte, die beiden Pfarreien Sankt Joachim und Sankt Hedwig zu leiten. Diese sieben Jahre will ich nicht mehr missen. Sie haben mir sehr geholfen, neue Erkenntnisse über meinen priesterlichen Dienst, meine pastorale Verantwortung und auch über mich selbst zu gewinnen. Ich habe erfahren, was ich gut kann und was ich weniger gut kann. Trotz meiner Defizite habe ich erkannt, dass ich nicht auf mich allein gestellt war. Viele Gemeindemitglieder boten mir Hilfe an.
Sie wissen, dass ein Pfarrer nicht alles tun kann und – ihrer Sendung bewusst – fühlen sie sich berufen, verschiedene Aufgaben zu übernehmen.
Im Pfarrgemeinderat oder in der Kirchenverwaltung, so wie in vielen weiteren Gruppierungen gibt es hilfsbereite Menschen, die mit neuen Ideen, Fantasie, Überzeugung und Freude das Gemeinde- und Glaubensleben mitgestalten. Ich erlebe viele kleine Umbrüche und Aufbrüche und bin dankbar, dass in unserem Pfarrverband Christen leben, die die Initiative ergreifen und neue Projekte ins Leben rufen. Sie zeigen mir, dass die Kirche nicht am Ende ist. Sie wissen, dass die Zukunft der Kirche die Sache aller ist und dass ihre aktive und kreative Arbeit unverzichtbar ist. Ich erlebe eine gute Zusammenarbeit in den Gremien und mit den Hauptamtlichen und darf mich nicht beklagen. In keiner Gemeinde läuft alles blendend und reibungslos. Es wird immer Sand im Getriebe geben. Aber was wir gemeinsam erreicht haben, macht uns dankbar. Was für mich sehr positiv ist, ist die Feststellung, dass wir als Gemeinde nicht stehen geblieben sind. Wir sagen nicht „Alles muss beim Alten bleiben!“ Nein. Wir brechen immer wieder auf. Wir erkennen die Zeichen der Zeit und versuchen, dementsprechend neue Wege zu gehen und neue Initiativen zu ergreifen. Es fehlt uns Gott sei Dank nicht an Menschen, die bereit sind, sich einzubringen. Die Kirchenverwaltungswahl hat gezeigt, dass bei uns kein Mangel an guten Kandidatinnen und Kandidaten herrscht. Das macht mich dankbar und das beruhigt mich zugleich, so dass ich Euch mit gutem Gewissen verlassen kann.
Liebe Schwestern und Brüder,
ich sage allen Vergelt’s Gott und herzlichen Dank für die sieben Jahre. Die Erinnerung an Euch bleibt in mir. Ihr seid für die Kirche und für mich ein Segen. Es ist mir bewusst, dass ich in meinen Worten, in meinem Denken und in meinen pastoralen Handlungen weit entfernt war von Vollkommenheit. Ich war nicht frei von Fehlern und menschlichen Unzulänglichkeiten. Daher bitte ich Euch aus tiefstem Herzen um Verzeihung!
Ich wünsche Euch allen Gottes Segen und schließe Euch in meine Gebete ein. Ich vertraue Euch Gott an. Im Januar werde ich aufbrechen und dem Ruf Gottes folgen und dorthin gehen, wo er mich hinsendet.
In geschwisterliche Liebe verbunden
Euer Pater Devis Don Wadin SVD
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